
Kinder entspannt auf Arztbesuche vorbereiten
19.09.2025
Zehn Eltern-Tipps von unserer Kinderärztin Dr. Susanne Schlipf
Arztbesuche gehören zur Kindheit dazu – sei es für Vorsorgeuntersuchungen, Impfungen oder wenn akute Beschwerden auftreten. Dabei wünschen sich Eltern und auch wir als Ärzte, dass der Praxisbesuch für Ihre Kinder ohne Stress und Angst verlaufen. Unsere Kinderärztin Dr. Susanne Schlipf hat zehn Tipps zusammengestellt, die helfen, Arztbesuche zu einer positiven Erfahrung zu machen:
1. Offen sprechen
Erklären Sie Ihrem Kind altersgerecht, warum ein Arztbesuch notwendig ist und was dort passieren wird. Bleiben Sie ehrlich, aber beruhigend, damit keine falschen Erwartungen entstehen. Kinder merken schnell, wenn Informationen fehlen – Offenheit schafft Vertrauen.
2. Fragen beantworten
Nehmen Sie sich Zeit, die Sorgen Ihres Kindes ernst zu nehmen. Auch wenn die Fragen manchmal klein oder ungewöhnlich wirken, zeigt das Gespräch, dass Ängste erlaubt sind. So fühlt sich Ihr Kind ernst genommen und gut begleitet.
3. Spielerisch vorbereiten
Das „Arztspielen“ zu Hause ist ein bewährtes Mittel. Kinder können dabei die Rolle von Arzt oder Patient übernehmen und erleben spielerisch, wie eine Untersuchung abläuft. So wird der Arztbesuch weniger fremd und verliert an Schrecken.
4. Positive Sprache nutzen
Vermeiden Sie angstauslösende Begriffe wie „Spritze“ oder „tut weh“. Stattdessen können Sie erklären, dass etwas „ein bisschen piekst“ oder „schnell vorbeigeht“. Eine wohlwollende Sprache nimmt Druck und macht den Termin leichter.
5. Lieblingssachen mitbringen
Ein Kuscheltier, eine Puppe oder ein Bilderbuch spenden Sicherheit. Diese vertrauten Begleiter helfen, die ungewohnte Situation entspannter zu meistern. Viele Kinder lassen sich untersuchen, wenn ihr Kuscheltier „mitmacht“.
6. Lob und Anerkennung
Ein ehrlich gemeintes Lob oder eine kleine Belohnung nach dem Termin wirkt oft Wunder. Kinder fühlen sich stolz, wenn ihre Stärke anerkannt wird. Dieses positive Erlebnis bleibt im Gedächtnis und erleichtert zukünftige Besuche.
7. Routinen beibehalten
Versuchen Sie, den Arztbesuch in den Tagesablauf zu integrieren, ohne Schlaf- oder Essenszeiten zu stören. Ein ausgeruhtes und sattes Kind ist viel entspannter. So wird die Situation für alle Beteiligten angenehmer.
8. Eigene Ruhe bewahren
Kinder spüren sofort, wenn Eltern gestresst oder angespannt sind. Versuchen Sie deshalb, selbst ruhig zu bleiben und Sicherheit auszustrahlen. Eine gelassene Haltung überträgt sich und macht es Ihrem Kind leichter.
9. Mit einbeziehen
Geben Sie Ihrem Kind kleine Mitentscheidungen – zum Beispiel, welches Pflaster es haben möchte oder wer zuerst ins Behandlungszimmer geht. Solche Kleinigkeiten stärken das Gefühl von Selbstbestimmung. Kinder, die einbezogen werden, fühlen sich ernst genommen.
10. Nachbesprechen
Sprechen Sie nach dem Termin über das, was Ihr Kind erlebt hat. Gemeinsam können Sie positive Momente hervorheben und schwierige Erlebnisse einordnen. So verarbeiten Kinder das Erlebte besser und gewinnen mit jedem Besuch mehr Sicherheit.
Mit etwas Vorbereitung und Fingerspitzengefühl können Arztbesuche für Kinder zu einer positiven Erfahrung werden. Eltern tragen einen großen Teil dazu bei, indem sie Ängste ernst nehmen, Sicherheit geben und Vertrauen in die medizinische Betreuung stärken. So wächst die Wahrscheinlichkeit, dass Kinder später auch als Jugendliche und Erwachsene einen entspannten Umgang mit Arztbesuchen behalten.